Stummelrute beim PDAE

Die Stummelrute kommt beim PDAE häufig vor, in der natürlichen Form, aber auch als kupierte Rute. Im Herkunftsland der Rasse, in Spanien, wird traditionell kupiert. In seinem Herkunftsland wird der stummelrutige Perro immer noch eindeutig bevorzugt.

Die Vererbung der Stummelrute geschieht beim PDAE, wie auch bei vielen anderen Rassen, z. B. Australien Shepherd, über den Genort C189G. Um festzustellen, ob ein Hund eine Stummelrute oder eine lange Rute hat, gibt es inzwischen einen Gentest. Ein solcher Test ist nicht nur bei Hunden ohne Rute interessant, um abzuklären ob es sich um einen kupierten Hund handelt, sondern auch bei auf den ersten Blick langrutigen Hunden, denn es gibt auch Stummelruten von fast vollständiger Länge.
Am häufigsten kommen Längen von 1/4 bis ½ vor, gefolgt von ½ bis ¾ Länge, gefolgt von ¼ oder weniger, gefolgt von ¾ bis fast volle Länge. Noch seltener ist das vollständige fehlen der Rute.
In Spanien heißt es, man könne eine natürliche Stummelrute an einem kleinen Knick im letzten Rutenglied, bzw. an einem verkleinerten letzten Rutenglied erkennen. Dies ist leider nicht ganz zuverlässig, ca. 80% der Hunde mit diesen Merkmalen sind natürliche Stummelruten, aber es kommen auch ca. 20% langrutige vor.

Die Vererbung der Stummelrute erfolgt unvollständig dominant. Das bedeutet, es genügt eine Kopie (von zweien) des Stummelgens um stummelrutige Nachkommen zu haben. Ist ein Elternteil stummelrutig, ist statistisch der halbe Wurf stummelrutig.

Verpaart man hingegen zwei stummelrutige Hunde miteinander, ergäbe dies 25% lange Ruten, 50% Stummelruten und 25% der Welpen hätten das Stummelgen auf beiden Genorten, wären ebenfalls stummelrutig, würden jedoch bereits während der Trächtigkeit resorbiert. Dies ist auch der Grund warum keine zwei stummelrutigen Hunde verpaart werden sollten.

Die unvollständige Dominanz der Stummelrute in der Vererbung ist auch der Grund für die unterschiedlichen Längen der Rute. Das Gen für lange Rute wird nicht immer vollständig vom Gen für Stummelrute überlagert.

Beim PDAE kommen mehrere problematische Umstände zusammen:

1.       In Spanien ist das Ideal ein Perro mit kurzem Stummel. Durch das Kupierverbot, das inzwischen auch dort gilt, gibt es keine kupierten Perros mehr, jedoch sehr viele „natürliche“ Stummelruten in der gewünschten Länge. Diese Hunde können genetisch langrutig sein oder aber sie hätten eigentlich längere Stummelruten.

2.       Selbst wenn bekannt ist, dass der Hund kupiert ist, kann man nicht davon ausgehen, dass er genetisch langrutig ist, vor allem da besonders gerne die mit halber Rute kupiert werden!

3.       Es gibt die Stummelruten auch in 90% Länge und jeder denkt, dass es eine lange Rute wäre. Genetisch ist sie dies jedoch nicht!

Dies führt beim Züchten mit Hunden aus dem Ausland, bei denen man die Vorfahren und Verwandtschaft sicher nicht kennen kann, zu Problemen. Als Beispiel nehmen wir eine Importhündin mit 90% Rute, also genetische Stummelrute! Und einen Deckrüden aus Spanien, von dem der Besitzer angibt, er sei kupiert. In Wirklichkeit wurde er kupiert, weil er eine halbe Rute hatte und dies in Spanien als die unschönste Variante gesehen wird. Als Züchter denkt man, eine Verpaarung zweier genetisch langrutiger Hunde, in Wirklichkeit verpaart man jedoch zwei stummelrutige Hunde.  Vielleicht wundert man sich über den etwas kleinen Wurf, vielleicht fällt nicht mal auf, dass 25% der Welpen resorbiert wurden, da das normalerweise ein Wurf von 8 oder 10 Welpen gewesen wäre und auch so noch 6 oder 8 übrig sind.

Der PDAE mit Stummelrute hat keinerlei Einschränkungen gegenüber dem Langrutigen, auch nicht in den Ausdrucksmöglichkeiten anderen Hunden gegenüber. Es handelt sich nicht um einen Gendefekt, sondern um eine Mutation, die die Natur in allen Arten immer wieder zum Test entwickelt. Manche verschwinden einfach wieder, manche setzen sich jedoch durch, da sie dem Individuum einen Vorteil gegenüber anderen seiner Art verschaffen. Auch bei den Primaten (einschließlich des Menschen) hat sich der Verlust der Rute durchgesetzt. Beispiele von erfolgreichen Mutationen gibt es zahlreiche. Der Homo Sapiens war ursprünglich dunkelhäutig, die helle Haut entstand erst durch Mutation als Anpassung an Regionen mit weniger Sonneneinstrahlung um die Bildung von Vitamin B zu steigern.  Die Ausbildung der Laktosetoleranz (nicht zu verwechseln mit Laktoseintoleranz), ebenfalls eine Mutation, die dem Träger ein breiteres Nahrungsangebot erschloss, ist unter Europäern mit 90% sehr verbreitet, weltweit jedoch mit 30% in der Minderheit.
Eine langjährige Züchterin von Australien Shepherds berichtete im Gegenteil davon, dass die Stummelrutigen beim Agility wendiger seien, Drehungen im Sprung vollziehen würden, was Hunde mit langer Rute nicht hinbekämen.


 

Ein Perro mit einer Stummelrute sieht „bäriger“ aus :o)

 
Bine „Fuego del Nortes´s Belicia“